Wir nehmen Bezug zu der Aussage von Prof. Müller-Enbergs.
„Mir wurde der Mund verboten, über mein Gutachten öffentlich zu sprechen. Das hat sich nicht einmal Manfred Stolpe 1992 im Untersuchungsausschuss getraut, sich so zu verhalten, wie die Sozialdemokraten in Grünheide.“
MOZ.de – Beitrag vom 04. November 2023 – 06.30Uhr
Gemeindevertretungen sind ein Ort gelebter Demokratie in einem Gemeinwesen. Auch in Grünheide wird über die Tagesordnung einer Gemeindevertretersitzung abgestimmt. Wenn ein Antrag auf Veränderung der Tagesordnung gestellt wird, stimmen die Gemeindevertreter über diesen Antrag ab, ohne Einflüsterungen oder Zwänge, ganz demokratisch. Es wird nach der festgestellten Tagesordnung vorgegangen.
Wird bei dem Inhalt eines Tagesordnungspunktes festgestellt, dass dieser nur im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung inhaltlich behandelt werden darf – nach Aussage der Kommunalaufsicht – dann ist auch das ein ganz normaler demokratischer Akt, dem in diesem Fall mit 16 Ja-Stimmen und 2 Enthaltungen zugestimmt wurde. Das mag man bedauern, auch Ärger und Enttäuschung sind verständliche Reaktionen.
Mit einem Sprechverbot hat das aber nun wahrlich nichts zu tun! Wenn ausdrücklich auf die Möglichkeit verwiesen wird, den Tagesordnungspunkt im nicht-öffentlichen Teil zu diskutieren, dann ist auch das demokratisch.
Demokratie endet mitnichten dort, wo im nicht-öffentlichen Teil diskutiert wird.
Nun gilt auch für einen Wissenschaftler, dass Mehrheitsentscheidungen im heutigen Grünheide demokratische Entscheidungen sind. Es kann niemandem in einer Sitzung ein Rederecht verboten werden, das er gemäß Kommunalverfassung, Satzung, Geschäftsordnung und Abstimmung in der Gemeindevertretersitzung gar nicht erhalten hat. Auch das ist Demokratie.
Problematisch wird es allerdings, wenn in einer Generalaussage “die Sozialdemokraten in Grünheide” bezichtigt werden, diesem Wissenschaftler “den Mund verboten” zu haben. Es zeugt von einer völligen Unkenntnis der Parteienstärke in der Gemeindevertretung: die SPD ist zur letzten Kommunalwahl mit einer Liste angetreten, über die drei Personen in die Gemeindevertretung eingezogen sind, und nur eine von diesen drei Personen ist SPD-Mitglied.
Wer sich nur etwas auskennt, sollte gegenüber der ältesten noch bestehenden Partei Deutschlands, die in ihrer Geschichte mehr als nur Redeverboten ausgesetzt war, auch nicht einer ihrer örtlichen Gliederungen gegenüber, keine derartige, völlig aus der Luft gegriffene Unterstellung machen.
Dass wir an einer demokratischen Debattenkultur interessiert sind, zeigt nicht zuletzt auch die Veröffentlichung der Zusammenfassung des ersten Berichtes von Herrn Müller-Enbergs bei SocialMedia.
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