Richtigstellung zu: „Mir wurde der Mund verboten (...). Das hat sich nicht einmal Manfred Stolpe (...) getraut, sich so zu verhalten, wie die Sozialdemokraten in Grünheide.“

Demo­kra­tie in Grünheide

Wir neh­men Bezug zu der Aus­sa­ge von Prof. Müller-Enbergs. 

„Mir wur­de der Mund ver­bo­ten, über mein Gut­ach­ten öffent­lich zu spre­chen. Das hat sich nicht ein­mal Man­fred Stol­pe 1992 im Unter­su­chungs­aus­schuss getraut, sich so zu ver­hal­ten, wie die Sozi­al­de­mo­kra­ten in Grünheide.“

MOZ.de – Bei­trag vom 04. Novem­ber 2023 – 06.30Uhr

Gemein­de­ver­tre­tun­gen sind ein Ort geleb­ter Demo­kra­tie in einem Gemein­we­sen. Auch in Grünheide wird über die Tages­ord­nung einer Gemeinde­vertreter­sitzung abge­stimmt. Wenn ein Antrag auf Ver­än­de­rung der Tages­ord­nung gestellt wird, stim­men die Gemein­de­ver­tre­ter über die­sen Antrag ab, ohne Ein­flüs­te­run­gen oder Zwän­ge, ganz demo­kra­tisch. Es wird nach der fest­ge­stell­ten Tages­ord­nung vorgegangen.

Wird bei dem Inhalt eines Tages­ord­nungs­punk­tes fest­ge­stellt, dass die­ser nur im nicht-öffent­li­chen Teil der Sit­zung inhalt­lich behan­delt wer­den darf – nach Aus­sa­ge der Kom­mu­nal­auf­sicht – dann ist auch das ein ganz nor­ma­ler demo­kra­ti­scher Akt, dem in die­sem Fall mit 16 Ja-Stim­men und 2 Ent­hal­tun­gen zuge­stimmt wur­de. Das mag man bedau­ern, auch Ärger und Ent­täu­schung sind ver­ständ­li­che Reaktionen.

Mit einem Sprech­ver­bot hat das aber nun wahr­lich nichts zu tun! Wenn aus­drück­lich auf die Mög­lich­keit ver­wie­sen wird, den Tages­ord­nungs­punkt im nicht-öffent­li­chen Teil zu dis­ku­tie­ren, dann ist auch das demokratisch.

Demo­kra­tie endet mit­nich­ten dort, wo im nicht-öffent­li­chen Teil dis­ku­tiert wird.
Nun gilt auch für einen Wis­sen­schaft­ler, dass Mehr­heits­ent­schei­dun­gen im heu­ti­gen Grünheide demo­kra­ti­sche Ent­schei­dun­gen sind. Es kann nie­man­dem in einer Sit­zung ein Rede­recht ver­bo­ten wer­den, das er gemäß Kom­mu­nal­ver­fas­sung, Sat­zung, Geschäfts­ord­nung und Abstim­mung in der Gemeinde­vertreter­sitzung gar nicht erhal­ten hat. Auch das ist Demokratie.

Pro­ble­ma­tisch wird es aller­dings, wenn in einer Gene­ral­aus­sa­ge “die Sozi­al­de­mo­kra­ten in Grünheide” bezich­tigt wer­den, die­sem Wis­sen­schaft­ler “den Mund ver­bo­ten” zu haben. Es zeugt von einer völ­li­gen Unkennt­nis der Par­tei­en­stär­ke in der Gemeinde­vertretung: die SPD ist zur letz­ten Kom­mu­nal­wahl mit einer Lis­te ange­tre­ten, über die drei Per­so­nen in die Gemeinde­vertretung ein­ge­zo­gen sind, und nur eine von die­sen drei Per­so­nen ist SPD-Mitglied.

Wer sich nur etwas aus­kennt, soll­te gegen­über der ältes­ten noch bestehen­den Par­tei Deutsch­lands, die in ihrer Geschich­te mehr als nur Rede­ver­bo­ten aus­ge­setzt war, auch nicht einer ihrer ört­li­chen Glie­de­run­gen gegen­über, kei­ne der­ar­ti­ge, völ­lig aus der Luft gegrif­fe­ne Unter­stel­lung machen.

Dass wir an einer demo­kra­ti­schen Debat­ten­kul­tur inter­es­siert sind, zeigt nicht zuletzt auch die Ver­öf­fent­li­chung der Zusam­men­fas­sung des ers­ten Berich­tes von Herrn Mül­ler-Enbergs bei SocialMedia.


Kommentare

4 Antworten zu „Demo­kra­tie in Grünheide“

  1. Es ist schon sehr ver­wun­der­lich, das so oft auf ein demo­kra­ti­sches Ver­fah­ren ver­wie­sen wird. Ist das das ein­zi­ge Argu­ment? Ich war bei die­ser unsäg­li­chen Gemein­de­ver­tre­ter Ver­samm­lung dabei. Das was dort durch­ge­führt wur­de, hat mit Demo­kra­tie nichts mehr zu tun. War­um wur­de von der Vor­sit­zen­den nicht die Tages­ord­nung ver­än­dert, dass der Tages­ord­nungs­punkt von Top 27 vor­ge­zo­gen wird. Sie und ande­re Gemein­de­ver­tre­ter haben kein Inter­es­se das öffent­lich über die Erkennt­nis­se aus dem Gut­ach­ten gespro­chen wird. Es ist beschä­mend das es in der heu­ti­gen Zeit noch immer gedul­det wird, dass ehe­ma­li­ge Sta­si Mit­ar­bei­ter wei­ter im Amt blei­ben kön­nen – ohne Kon­se­quen­zen. Ein Bür­ger­meis­ter hat wis­sent­lich gelo­gen und wird auch von der SPD geschützt. Weiß er zu viel, weil er in der Task force Tes­la ist? Die SPD und alle ande­ren demo­kra­ti­schen Par­tei­en tun alles, die Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler der AFD zuzuführen.
    Ich habe vol­les Ver­ständ­nis wenn Men­schen erklä­ren, sie haben das Ver­trau­en in die Demo­kra­tie verloren. 

    Ich for­de­re die SPD auf, end­lich mal die Augen zu öff­nen und über den eige­nen Tel­ler­rand zu bli­cken. Ver­ab­schie­den Sie sich von den Dol­lar Zei­chen in Ihren Augen und küm­mern sich um die Umwelt und tre­ten Sie gegen wei­te­re Wald­ro­dung ein. Auch die Ver­le­gung des Bahn­ho­fes Fang­schleu­se ist für mich ein Zei­chen, dass es der Poli­tik nicht um die Umwelt und den Men­schen geht, son­dern es wird den Inves­to­ren alles in den A…. gescho­ben. Die SPD ist mal als Arbei­ter­par­tei ange­tre­ten. Die Arbeits­be­din­gun­gen bei Tes­la wer­den augen­schein­lich so hin­ge­nom­men. Haupt­sa­che die Dol­lar Zei­chen blü­hen. Ich kann Ihnen nur raten „Back to the Root „

    1. Sehr geehr­te Frau Hoyer,

      Sie öff­nen vie­le The­men­fel­der und wir möch­ten gern sach­lich und geord­net auf Ihre guten Punk­te ein­ge­hen. Gleich vor­ab möch­ten wir Ihnen auch mit­tei­len, dass wir es ehr­lich sehr schät­zen, dass Sie die Kom­men­tar­funk­ti­on nut­zen. Das ist tat­säch­lich nicht nur so daher gesagt. Wir begrü­ßen das sehr und freu­en uns auf einen Aus­tausch auf Augenhöhe. 

      Zu Ihren Punkten:

      1. Unsäg­li­che Gemeindevertretersitzung
      Wir sind ganz bei Ihnen. Die Atmo­sphä­re ist seit Jah­ren uner­träg­lich. Eine ange­neh­me Debat­ten­kul­tur wird und kann teil­wei­se nicht gepflegt wer­den. Das muss sich drin­gend ändern! Dazu gehö­ren vie­le Akteu­re. Die Gemein­de­ver­tre­ter selbst, die Vor­sit­zen­den, der Bür­ger­meis­ter, die Ver­wal­tung aber auch die Bür­ger selbst müs­sen reflek­tie­ren, ob eine Ver­hal­tens­än­de­rung nötig wäre für eine bes­se­re Debat­ten­kul­tur. Ein Stö­ren der Sit­zun­gen durch Zuru­fe, Klat­schen, Buhen, Pöbeln, Lachen ist in der Ver­gan­gen­heit sei­tens der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger zu oft pas­siert. So kann ein Orches­ter nicht ange­mes­sen arbei­ten. Die Vor­sit­zen­de gibt als Diri­gen­tin den Takt an und so ist, nach­dem über eine Stun­de die Bür­ger das Rede­recht hat­ten, kei­ne drit­te Fra­ge eines Bür­gers zuge­las­sen wor­den, was dazu führ­te, dass er des Saa­les ver­wie­sen wer­den muss­te. Ein wahr­li­cher Tief­punkt in der Geschich­te der Grün­hei­der Gemeindevertretung.

      Ihnen scheint aber ein ande­rer Punkt viel wichtiger:

      2. Unde­mo­kra­ti­sche Gemeindevertretersitzung
      Wir haben im Bei­trag „Demo­kra­tie in Grünheide“ vom 09.11.2023 ver­sucht deut­lich zu machen, wie Ände­run­gen in den Tages­ord­nun­gen zustan­de­kom­men und sehen im Ver­fah­ren mit­nich­ten etwas unde­mo­kra­ti­sches. Hier eine kur­ze Chro­no­lo­gie zum Antrag TOP 28 zu TOP 7 vorzulegen:

      a) Herr Kohl­mann vom Bür­ger­bünd­nis bean­tragt, TOP 28 nach TOP 7 zu ver­le­gen und das Rede­recht für Herrn Mül­ler-Enbergs einzuräumen.
      b) Frau Hoh­mey­er-Anger­stein stellt in dem Zuge die Fra­ge, inwie­fern eine inhalt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mög­lich ist, wenn der TOP im öffent­li­chen Teil behan­delt wird.
      c) Herr Gie­se (Lei­tung des Haupt­am­tes) führt aus, dass eine inhalt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Gut­ach­ten im öffent­li­chen Teil nicht mög­lich ist.
      d) Frau Eich­mann lässt abstim­men. Der Antrag wird mit 7 Ja-Stim­men, 9 Nein- Stim­men und 2 Ent­hal­tun­gen abge­lehnt. Somit kann Herrn Mül­ler-Enbergs kein Rede­recht erteilt werden.
      e) Frau Hoh­mey­er-Anger­stein bean­tragt, dass Herr Mül­ler-Enbergs Rede­recht im nicht-öffent­li­chen Teil erhält.
      f) Frau Eich­mann lässt abstim­men. Dem Antrag wird mit 16 Ja-Stim­men, 0‑Nein Stim­men und 2 Ent­hal­tun­gen stattgegeben.
      g) Das Bür­ger­bünd­nis zieht TOP28 zurück, um einen Antrag zu spä­te­rem Zeit­punkt erneut stel­len zu können.

      Was hier­an ist undemokratisch?

      3. Cau­sa Christiani
      Das The­ma Sta­si ist gera­de in Grünheide sehr kom­plex und wird ver­ständ­li­cher­wei­se auch sehr emo­tio­nal geführt, weil so gut wie jeder in wel­cher Form auch immer betrof­fen war. Herr Chris­tia­ni hat uns gegen­über klar­ge­stellt, dass er nicht infor­mel­ler Mit­ar­bei­ter der Sta­si war. Eine Über­prü­fung sei­ner Per­son hat in der Ver­gan­gen­heit bereits zwei­mal stattgefunden.

      4. Der eige­ne Tellerrand
      Es ist immer wich­tig, über den eige­nen Hori­zont hin­aus­zu­schau­en. Ein Grund war­um wir uns neu auf­ge­stellt haben und wir die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger aktiv dazu auf­for­dern, mit uns in Kon­takt zu kom­men, sich zu enga­gie­ren. Wir neh­men die Anrei­ze auf, bewer­ten die­se, ord­nen ein und wägen ab. Unse­re Augen und Ohren sind offen. Glei­ches for­dern wir von Ihnen als Vor­sit­zen­de des Ver­eins für Natur und Land­schaft in Bran­den­burg e.V. und akti­ves Mit­glied der Bür­ger­initia­ti­ve Grünheide, die sich vehe­ment gegen den Tes­la­st­and­ort einsetzt.
      Wir möch­ten dar­auf hin­wei­sen, dass Sie auch die gesamt­ge­sell­schaft­li­che Per­spek­ti­ve in der Ange­le­gen­heit nicht aus den Augen ver­lie­ren. Wie gut es einer Bevöl­ke­rung geht, hängt zwangs­läu­fig damit zusam­men, wie gut es der Wirt­schaft geht. 6% Wirt­schafts­wachs­tum im Land Bran­den­burg sind nicht zu ver­nach­läs­si­gen. Wir hof­fen, Sie berück­sich­ti­gen das in Ihrer eige­nen Abwägung.

      5. Umwelt­schutz
      Dass auch uns der Schutz der Umwelt ein wich­ti­ges Anlie­gen ist, zeigt, dass wir vor kur­zem den Land­rat Frank Stef­fen bei uns begrü­ßen konn­ten, um das The­ma Elsen­see zu bespre­chen und Lösungs­an­sät­ze dar­zu­stel­len. Auch die Wäl­der unse­rer Regi­on sind uns wich­tig. Wie unter Punkt 4 genannt, ist uns auch hier eine Ein­ord­nung und Abwä­gung wich­tig. Wir wer­den uns Ent­schei­dun­gen in Zukunft nicht ein­fach machen und genau über­le­gen, ob ein Ein­griff in die Natur nötig ist. Zudem kön­nen Sie sich sicher sein, dass auch in unse­ren Rei­hen zur Ver­le­gung des Bahn­hofs gemisch­te Gefüh­le bestehen.

      6. SPD als Arbeiterpartei
      Die Ver­bin­dun­gen zu Gewerk­schaf­ten sind nach wie vor vor­han­den. Wie Sie aus den aktu­el­len Berich­ten ent­neh­men kön­nen, ist die IG Metall durch­aus erfolg­reich. Auch wir waren in der Ver­gan­gen­heit an den Werks­to­ren tätig. Wir wer­den wei­ter­hin Ein­fluss neh­men und unter ande­rem über die IG Metall auf bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen pochen.

      “Back to the roots” emp­feh­len Sie uns zum Schluss. Das machen wir, indem wir uns stets bewusst machen, war­um und wofür man ange­fan­gen hat. Das heißt deshalb:

      1. Wir haben und hat­ten nie Dol­lar­zei­chen in unse­ren Augen. Wir schät­zen aber ein Para­gra­phen-Zei­chen, denn Nor­men und Regeln, die von jedem Bür­ger und jeder Bür­ge­rin aner­kannt wer­den müs­sen, sind Vor­aus­set­zun­gen einer rechts­staat­lich orga­ni­sier­ten demo­kra­ti­schen Praxis.

      2. Der Ver­weis auf ein demo­kra­ti­sches Ver­fah­ren ist nicht das ein­zi­ge Argu­ment, aber es ist das Grund­le­gen­de. Wenn es uns nicht gelingt, in den Orts­bei­rä­ten und in der Gemeinde­vertretung auch strit­ti­ge Sach­ver­hal­te in demo­kra­ti­schen Ver­fah­ren zu dis­ku­tie­ren und mehr­heit­lich zu ent­schei­den, manch­mal auch unter Hin­zu­zie­hung exter­nen Sach­ver­stands, haben wir den Anspruch ver­lo­ren, ein Ort leben­di­ger Demo­kra­tie zu sein.

      3. Wir haben Kai­ser, Adel und brau­nen wie roten Dik­ta­tu­ren wider­stan­den und ihnen Frei­heits- und Gleich­heits­rech­te abge­run­gen, nicht für uns als Arbei­ter­par­tei allein, son­dern stets für alle Men­schen. Und so wer­den wir es auch wei­ter hal­ten, auch und gera­de bei Mei­nun­gen, die wir nicht in allen Punk­ten teilen.

      Wir wer­den Ihren Kom­men­tar zum Anlass neh­men, einen eige­nen Blog-Bei­trag dazu zu erstellen.

  2. Demo­kra­tie: Sub­stan­tiv, femi­nin [die]
    1a. poli­ti­sches Prin­zip, nach dem das Volk durch freie Wah­len an der Macht­aus­übung im Staat teil hat “zu den Prin­zi­pi­en der Demo­kra­tie gehört die freie Meinungsäußerung”
    1b. Regie­rungs­sys­tem, in dem die vom Volk gewähl­ten Ver­tre­ter die Herr­schaft aus­üben “eine par­la­men­ta­ri­sche Demokratie”

    Der Antrag der Fraktion bür­ger­bünd­nis hat das Ziel gemäß §81 des Bran­den­bur­gi­schen Kom­mu­nal­wahl­ge­set­zes eine Abwahl nach §81(2) 2 einzuleiten.
    Ihre Aus­füh­run­gen mit Ver­weis auf Aus­künf­te der Kom­mu­nal­auf­sicht betref­fen die Nicht­öf­fent­lich­keit, wenn berech­tig­te Inter­es­sen Ein­zel­ner dies erfor­dern. (§36 Kom­mu­nal­ver­fas­sung des Lan­des Bran­den­burg). Bei Bera­tun­gen zu dis­zi­pli­na­ri­schen The­men von Mit­ar­bei­tern der Ver­wal­tung ist dies rich­tig und nachvollziehbar.

    Ihr Miss­ver­ständ­nis liegt offen­sicht­lich dar­in, dass die Ein­lei­tung einer Abwahl nach Wahl­ge­setz sich der Mehr­heits­herr­schaft der gewähl­ten Ver­tre­ter unter­ord­nen müss­te. Die ist falsch!
    Die seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung durch Staat­ver­trag bestehen­den Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, hat die Rol­le der Sta­si im Unrechts­staat DDR klar benannt. (https://www.jstor.org/stable/20822551)
    Ziel war und ist es, Men­schen, bei wel­chen Rechts­treue und Inte­gri­tät durch eine Mit­ar­beit in Spit­zel­sys­tem der Sta­si frag­lich sind, nicht uner­kannt in wich­ti­ge rechts­staat­li­che Funk­tio­nen zu brin­gen oder zu belas­sen. Das alles ist auch einer SPD unter Hel­mut Schmidt, Gerald Schrö­der oder Olaf Scholz nicht unbekannt.

    Wenn nun Erkennt­nis­se vor­lie­gen, dass der durch freie Wah­len gewähl­te Bür­ger­meis­ter nach­weis­lich Sta­si Spit­zel war, ist es ein Grund­satz der Demo­kra­tie das Volk zu befragen.
    Nur wenn die Mehr­heit des Vol­kes davon über­zeugt ist, dass auch unter die­sen Erkennt­nis­sen die Inte­gri­tät und Zuver­läs­sig­keit von Arne Chris­tia­ni wei­ter­hin gege­ben ist, darf er noch 4 Jah­re die­ses Amt für die Bür­ger führen.

    Der Eier­tanz um die Per­son Chris­tia­ni und sei­ne Ver­gan­gen­heit ist aber kei­ne Fra­ge des Demo­kra­tie­ver­ständ­nis­ses. Die Mehr­heit der Gemein­de­ver­tre­ter ist anschei­nend über­zeugt, dass der Bür­ger­meis­ter Chris­tia­ni die Unter­stüt­zung des Vol­kes ver­lo­ren hat. Wie sonst ist zu erklä­ren, dass alles unter­nom­men wird um bloß nicht das Volk zu befragen?

    Mit dem offen­sicht­li­chen Ver­such einen Bür­ger­ent­scheid zu ver­mei­den, stel­len Sie sich auf die Sei­te der Macht gegen das Volk. Ich erin­ne­re an die Geschich­te Ihrer Par­tei und an die muti­ge Rede von Otto Wels am 23. März 1933. Eine Leh­re aus leid­vol­ler deut­scher Dik­ta­tur ist für mich, dass man Wach­sam sein muss, wenn die Macht sich gegen das Volk stellt.
    Sei­en Sie Wach­sam und den­ken Sie dar­über nach.

  3. Lie­be SPD! 

    In Grünheide läuft gera­de so ziem­lich alles schief, was schief lau­fen kann. Hier­bei ist die Per­son des Bür­ger­meis­ters Arne Chris­tia­ni jedoch nur der Haken, an dem sich vie­les fest­macht, an dem aber auch vie­les mit­ein­an­der ver­mengt wird. Ich will ver­su­chen, das Gemen­ge aufzudröseln.
    1. Die Geschich­te vor 1989/​1990: Es war üblich, dass Jugend­club­lei­ter und Rei­se­lei­ter, beson­ders wenn sie Rei­sen ins nicht­so­zia­lis­ti­sche Aus­land beglei­te­ten, der Sta­si berich­te­ten. Hier wird auch Arne Chris­tia­ni kei­ne Aus­nah­me gewe­sen sein. Die Behör­den­un­ter­la­gen schei­nen das zu bestä­ti­gen. Ob er die­se Mit­ar­beit in sei­nem Inne­ren ver­drängt hat oder sie bei Befra­gun­gen mehr­mals bewußt ver­schwie­gen hat, mag mora­lisch von Belang sein, aber kaum zu klä­ren. Von der Aus­übung sei­nes Pos­tens als Bür­ger­meis­ter soll­te die­se ‑nun schein­bar klar beleg­te- Ver­gan­gen­heit ihn jedoch aus­schlies­sen. Die­se Din­ge bedür­fen einer ent­spre­chen­den Klä­rung, aller­dings nicht wäh­rend einer Gemeinde­vertreter­sitzung. Dem aus­ge­wie­se­nen Wis­sen­schaft­ler Mül­ler-Enbergs hät­te den­noch in geeig­ne­ter Form und zu geeig­ne­ter Zeit die Mög­lich­keit gege­ben wer­den müs­sen, den Grün­hei­der Bür­gern über sei­ne Recher­che­er­geb­nis­se zu berich­ten – und nicht nachts um 23 Uhr vor dem Versammlungsort.
    2. Die Staats­si­cher­heit, “das Schild und Schwert der Par­tei” stell­te in der DDR einen rie­si­gen Appa­rat dar, der tief in das Leben aller DDR-Bür­ger ein­griff. Die­ser Appa­rat hat­te auch sei­ne phy­si­schen Struk­tu­ren. In Grünheide und Umge­bung gab es davon mit dem Logis­tik­zen­trum der Staats­si­cher­heit, der Aus­weich­füh­rungs­stel­le des Chefs der Haupt­ab­tei­lung Auf­klä­rung in Gosen-Neu Zit­tau., einer Agen­ten­schu­le der Staats­si­cher­heit u.a.m. beson­ders vie­le. Und die­se hat­ten ent­spre­chend vie­le Mit­ar­bei­ter, wenn auch als Mau­rer, Klemp­ner, Hun­de­füh­rer oder Logis­tik­mit­ar­bei­ter. Die­se ehe­ma­li­gen Mit­ar­bei­ter leben unter uns, sie sind Bür­ger Grün­hei­des. Sie wer­den bei einer even­tu­el­len Bür­ger­be­fra­gung zu ihrem Bür­ger­meis­ter des­sen DDR-Ver­gan­gen­heit kaum als Aus­schluss­kri­te­ri­um für sei­ne heu­ti­ge Tätig­keit bewer­ten – er war und ist ja schliess­lich einer von ihnen. Dies gilt es zu beden­ken, wenn das Ergeb­nis einer sol­chen Befra­gung vor­lie­gen soll­te. Und dies gilt es auch zu beden­ken, wenn Men­schen eine Fort­schrei­bung von Macht und Ein­fluss­nah­me die­ser Struk­tu­ren bis ins Hier und Heu­te für nicht aus­ge­schlos­sen halten.
    3. Damit zum heu­ti­gen Grünheide. Mit Tes­la wur­de und wird der Süd­os­ten Ber­lins, der durch eine noch rela­tiv intak­te Wald- und Seen­land­schaft, die Men­schen, die hier ihr Zuhau­se haben, schät­zen, in eine gigan­ti­sche Indus­trie­land­schaft umge­wan­delt. Der Minis­ter­prä­si­dent Woid­ke (SPD), der Wirt­schafts­mi­nis­ter Stein­bach (SPD) und der Bür­ger­meis­ter Chris­tia­ni (unter­stützt von der SPD) sahen und sehen die­se Umwand­lung als einen 6er im Lot­to für Grünheide und Bran­den­burg an. Wider­stand gegen die Ansied­lung, der sich bei weni­gen reg­te, wur­de vom Bür­ger­meis­ter als läs­ti­ge Eigen­art der “Metho­de Demo­kra­tie”, die er nicht schätzt, ange­se­hen. Land­rat Ger­not Schmidt äus­ser­te sich erleich­tert, dass sol­cher Wider­stand in Bran­den­burg wenig Tra­di­ti­on hät­te und droh­te gar, dass poli­tisch kei­nen Fuss mehr in die Tür bekä­me, wer Tes­la an einer Zaun­ei­dech­se schei­tern lies­se. Die­se Ein­schät­zun­gen von Chris­tia­ni /​ Schmidt durch ihre nach­träg­li­che Rück­nah­me als Ver­spre­cher abzu­tun, ist grund­falsch. Sie kamen ‑und das zeigt näm­lich ihr Han­deln- aus rei­nem Her­zen und wur­den bei kla­rem Ver­stand getroffen.
    4. Durch das Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren für Tes­la nach Aus­bau­stu­fen, bei denen der Inves­tor jeweils das “Recht” auf Ein­zel­ge­neh­mi­gun­gen hat, wur­de und wird von Poli­tik und Behör­den nicht geschaut, ob eine Regi­on (Was­ser, Infra­struk­tur, Ver­lust gros­ser Wald­area­le mit sei­nen viel­fa­chen Funk­tio­nen, Kon­se­quen­zen für bedroh­te Arten u.s.w.) das End­re­sul­tat der Tes­la­an­sied­lung tra­gen kann, noch wel­chen Inves­tor man sich mit Elon Musk da ins Land geholt hat, noch wel­che Arbeits­be­din­gun­gen die 11.000 (erhoff­ten 40.000) Arbei­ter bei Tes­la vor­fin­den, noch ob gigan­ti­sche E‑Autos tat­säch­lich zur Kli­ma- und Ver­kehrs­wen­de bei­tra­gen, noch wie die Ein­woh­ner einer gan­zen Regi­on über das Pro­jekt den­ken. SPD und Grü­ne (Umwelt­mi­nis­ter Axel Vogel) for­cier­ten die Ansied­lung der Giga­fac­to­ry am Stand­ort Grünheide von Anfang an als “alter­na­tiv­los”. Die Bür­ger fühl­ten sich somit zu Recht über­gan­gen und demo­kra­ti­sche Prin­zi­pi­en als aus­ge­he­belt. Die genann­te SPD und die Grü­nen ver­nach­läs­si­gen ihre urei­gens­ten Tätig­keits­fel­der (Arbeit, Umwelt) schein­bar zuguns­ten des reichs­ten Man­nes der Welt dabei in den Augen der Bür­ger sträf­lichst und ver­lie­ren folg­lich an Boden. Ein Wirt­schafts­wachs­tum (egal wel­ches) wird von SPD und Grü­nen bis in die Bun­des­po­li­tik als “alter­na­tiv­los” ange­se­hen und das “Mär­chen vom grü­nen Wachs­tum” gepre­digt, auch wenn gera­de Tes­la in Grünheide das deut­lichs­te Gegen­bei­spiel für “grü­nes Wachs­tum” bildet. 

    Die SPD in Grünheide muss tat­säch­lich end­lich auf­wa­chen und über ihren Tel­ler­rand hin­aus­se­hen, soll nicht die AfD, die über­all ver­sucht, Unzu­frie­den­heit in der Bevöl­ke­rung aus­zu­nut­zen und zu instru­men­ta­li­sie­ren, die nächs­ten Wah­len haus­hoch gewin­nen. Wenn nur die Lin­ke und die AfD im Land­tag tes­la-kri­ti­sche Fra­gen stel­len, die Lin­ke sich aber gera­de selbst zer­legt, steht die Gewin­ne­rin der nächs­ten Wah­len eigent­lich schon fest.
    Die Geneh­mi­gung des B‑Plans 60 ist in Grünheide nicht alter­na­tiv­los. Eine Fort­schrei­bung der Aus­bau­stu­fe 1 Tes­las bis hin zur vier­ten Aus­bau­stu­fe ist nicht alter­na­tiv­los. Grünheide und sei­ne Gemein­de­ver­tre­ter /​ Par­tei­en könn­ten auch mal die Reiss­lei­ne zie­hen und sagen, dass es nun auch mal reicht mit dem gan­zen Gigan­tis­mus. Und dar­auf hören, was ihre Bür­ger wol­len. Und nicht die Nase rümp­fen, wenn die­se mit Buh­ru­fen ihrem Ärger wäh­rend Gemein­de­ver­tre­ter­sit­zun­gen recht hilf­los Luft machen. Oder sich bei der Eröff­nung des Tes­la­werks von Auto­bahn­brü­cken abseilen. 

    Hei­de­ma­rie Schroe­der, Grünheide, Bür­ger­initia­ti­ve “Was­ser­ta­fel Ber­lin-Bran­den­burg” http://www.wassertafel.org

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert